Ausstattung des Klosters

Dem Kloster Esterwegen geht es um Erinnerung des Vergangenen, die Vergegenwärtigung des Unsäglichen und um Verwandlung in Zukunft, wie Bischof Bode bei der Eröffnung 2007 gesagt hat. Das Kloster soll in seiner Präsenz bewusst bescheiden sein und Gastfreundschaft für Menschen anbieten, die die Gedenkstätte besuchen.

Wer das Kloster besucht, steht zunächst vor einem Klosterareal mit einer "grünen Mauer", die an die "alte Klosterfreiheit" erinnert. Sie ist keine Abgrenzung, sondern Einladung, nach "innen" zu gehen. Ein Torbogen öffnet das Kloster und lädt ein, seinen ganz eigenen weltanschaulich-religiösen Zugang zu finden.

Dadurch kann das Gedenken der Opfer für alle Menschen zu einer Quelle der Hoffnung werden, die zeigt, dass die Geschichte nicht einfach eine Wissenschaft ist oder Archäologie, sondern eine Form des Eingedenkens. Was die Wissenschaft "festgestellt" hat, kann das Eingedenken modifizieren. Es kann das Unabgeschlossene (das Glück) zu einem Abgeschlossenen und das Abgeschlossene (das Leid) zu einem Unabgeschlossenen machen.

Im Eingedenken machen wir eine Erfahrung, die es uns verbietet, die Geschichte grundsätzlich als abgeschlossen und die Toten für endgültig vernichtet zu erklären, so wenig wir sie damit idealisieren dürfen: Das Vergangene ist wirklich geschehen. Die Erschlagenen sind wirklich erschlagen. Aber sie stehen uns damit nicht einfach als "Leichen" zur Verfügung.

Das Eingedenken will den Opfer der Geschichte das schenken, was wir ihnen jetzt noch rauben könnten - die Erinnerung. Darin liegt das Geheimnis der Erlösung. Und von Versöhnung sollten wir hier nur dann reden, wenn wir zeigen können, dass wir davon reden müssen, weil diese Rede von dem Wissen durchdrungen ist, dass die Erinnerung das Geheimnis der Erlösung ist.

Eine Theologie der Versöhnung gedenkt der Tatsache, dass sie Rede nach der Katastrophe ist, für die dieser Ort steht. Sie will darüber hinaus. Aber diese Katastrophe ist nur dann nicht das Ende, wenn sie zur Wende wird und zur Umkehr führt.

Franziskus war 25 Jahre alt, als er von diesem Kreuz von San Damiano herab die Stimme Jesu vernahm: "Geh, Franziskus, und baue mein Haus wieder auf – du siehst ja, es zerfällt." Er nimmt den Auftrag wörtlich und beginnt mit Reparaturen in San Damiano. Erst später erkennt er die wahre Bedeutung des Wortes "mein Haus, meine Kirche".

Wenn gewünscht, begleiten wir Menschen, die die wahre Bedeutung für ihr eigenes Leben prüfen wollen. Dafür steht auch ein Gastzimmer bei uns bereit.

Jeder Neuanfang ist mit Versöhnung und Vergebung verbunden. Sühne als Dienst der Versöhnung, als Einspringen für den Anderen, beinhaltet die Aufforderung, eine Verantwortung mehr zu tragen: die Feindesliebe.

Auch das Kreuz in unserer Kapelle hat eine Geschichte. In dem dicken Eichenstamm, aus dem die Bohle herausgesägt wurde, ist die Zeit von 60 Jahren nach dem Krieg nur eine Handspanne breit und dieser kurze Querbalken ist ein verkümmerter Ast mit Granateinschlag von 1944/45.

Dieses Kreuzmal hängt zum Licht, wie ein Keil verwachsen. Die Wunde ist verheilt und die Bläue - so nennen die Förster den blauen Wundhof - gab dem Kreuz seine Form. "Im Baum tickt eine Uhr - Schlaf nicht ein!"

Und auch das Kreuz mit dem Relief in der Kapelle des Mariengymnasiums in Papenburg ist mit der Geschichte Esterwegens verbunden. Unter dem alten Kreuz aus dem Saal der ehemaligen Ursulinenschule wurden während der NS-Gewaltherrschaft in den Jahren 1943/44 Gefangene aus dem KZ-Lager Esterwegen verhört, zu schweren Strafen oder zum Tode verurteilt.

Der Künstler Ernst Suberg hat in einem Holzrelief diesen geschichtlichen Bezug zum Kreuz dargestellt: als Erinnerung und Mahnung. Das Kreuz ist auf den beiden breiten, rotbraunen Mittelbalken dieser Relieftafel angebracht, die durch diese Anordnung in vier Einzelreliefs aufgeteilt wird:

Unten rechts sieht der Betrachter ausgemergelte Gestalten in Sträflingskleidung, mit eingefallenen, verhärmten, hohläugigen Gesichtern. Sie "marschieren" am Stacheldrahtzaun entlang; über ihnen die Symbole der Todesart: Strang und Beil. - Der Name "Esterwegen" steht für viele KZ-Lager.

Diagonal gegenüber wird die Einfriedigung des Lagers – perspektivisch gestaltet – sichtbar: Mauer, Graben, Wachtturm, Scheinwerfer.

Rechts oben im Relief steht vor den Baracken aufrecht, den Blick geradeaus gerichtet, der Gefangene mit der Nummer 636. Mit beiden Händen umfasst er den Stacheldraht. Dieser Gefangene scheint freier, erlöster zu sein als jene im unteren Bild; nicht mehr nur eine Nummer. — Der Künstler denkt wohl an jenen Priester-Häftling, der, das Magnificat singend, unter das Fallbeil ging.

Diagonal zu diesem Relief wird die XII. Station des Kreuzweges angedeutet: Maria und Johannes unter dem Kreuz.



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